Ich spreche mit Bediensteter Akmar. Er bedauert aus gesundheitlichen Gründen selbst nicht mehr die Sterne bereisen zu können. Während er wehmütig lächelt, stößt er einen Schwall von nach Frachter Luft riechenden Pheromonen aus. Wer je zwischen den Sternen auf einem der großen interplanetaren Frachter Dienst getan hat, kann nachvollziehen, was ich meine, wenn ich die Frachter Luft als Eigengeruch beschreibe. Bediensteter Akmar kann das mit seinen feinen Riechorganen nicht nur bestätigen, sondern sogar nachahmen.
Bediensteter Akmar beginnt mir, nahezu ungefragt, die Geschichte seiner letzten Reise zu erzählen, etwas scheint ihn zu belasten.
In den Weiten des Universums, nahe am Rand der Gamma Spirale der Euklid Galaxie, durchquerte ein mächtiger Frachter, betrieben von den geschäftstüchtigen Gek, den leeren Raum. Der Frachter, bekannt als „Nosuka-Daba VII“, was soviel wie „Himmelshändler VII“ bedeutet, ist beladen mit wertvollen Handelswaren, von seltenen Mineralien bis hin zu fortschrittlicher Technologie.
Kapitän Vlekk, ein erfahrener und gerissener Gek, hat die Kontrolle über das riesige Schiff und führt seine Crew mit strenger aber gerechter Hand. Eines Tages, während der Frachter durch einen entlegenen Sektor flog, geriet er in einen unerwarteten Sturm aus Gravitationsanomalien. Die Sensoren des Schiffes begannen wild zu blinken und der Gefahralarm sirrte durch die Gänge. Souverän bellt Kapitän Vlekk Befehle, um das Schiff gegen die Naturgewalten zu behaupten und den Profit zu retten. Der Frachter jedoch wurde trotz aller Gegenmassnahmen aus seiner Bahn gerissen und stürzte auf einen unbekannten Mond zu. Der Aufprall war heftig. Der Himmelshändler krachte durch die dichten Wolkenschichten und schlug, während eines heissen Regensturmes, in eine paradiesische anmutende Landschaft ein. Die Trümmer des Frachters verteilten sich über ein weites Gebiet und obwohl der Regen schlimmeres verhinderte, stieg der Rauch brennender Trümmer in den Himmel.
Bediensteter Akmar, der in einem der weitverzweigten Unterdecks des Frachters als Gärtner arbeitete, war in der Lage mit einem Minotaurus, der auf einer Geobucht im Frachtraum abgestellt war, während des Absturzes den Frachter, durch das, im Atmosphärendruck abreißende, Dach des Frachtraumes, zu verlassen. Der Aufprall wurde von den hydraulischen Antigravitationsbeinen des Minotaurus Mechs nicht komplett abgefangen, sodass Bediensteter Akmar sich einer langen Heilbehandlung unterziehen musste. Nach dem Absturz des Frachters erinnert er sich lediglich an die rauchenden Trümmer und die Koordinatenanzeige des Minotaurus, die +62,20 +103,29 anzeigte. An den Mond auf dem sie abstürzten kann er sich kaum noch erinnern.
Indes sammelten sich die Überlebenden in der Nähe des Wracks. Unter ihnen war auch Techniker Rixx, ein junger, aber talentierter Gek. Er hatte es geschafft, einige der Kommunikationsgeräte zu retten und begann sofort, Signale in den Weltraum zu senden, in der Hoffnung, Hilfe zu rufen.
Während Rixx und seine Kameraden auf Rettung warteten, erkundeten sie die Umgebung. Der Planet, den sie jetzt ihr vorübergehendes Zuhause nennen mussten, war reich an unbekannten Pflanzen und Kreaturen. Trotz der widrigen Umstände war Rixx fasziniert von der fremdartigen Schönheit des Ortes. Eines Tages, während einer Erkundung, entdeckte Rixx eine seltsame, leuchtende Höhle. Als er tiefer hineinging, fand er alte Relikte und Inschriften, die eine uralte Zivilisation beschrieben die im Gamma Arm von Euklid weitere Stützpunkte unterhielt.
Diese Information verteilte Rixx im Frachter bevor die Rettungsmanschaften der nahgelegenen Raumstation die Rettungsteams schicken. Hier finden die Geretteten vorübergehenden Unterschlupf und vor allen Dingen Heilung für Leib und Seele.
Nicht viel später startet eine Expedition zum Wrack der „Himmelshändler“ Die Systemoffiziellen werden über Intercom noch über den Aufbau einer Wartungsstation am Wrack hinformiert, doch dann reisst die Kommunikation unerhofft ab.
Bediensteter Akmar beendet seine Geschichte
Ich überlege nicht lange und beschließe, nach einer höflichen Verabschiedung, mich mit meiner „Feuern-n“ auf die Suche nach dem abgestürzten Frachter zu machen. Sehnsucht den radioaktiven Planeten wieder zu betreten, um an meinen Ausgangspunkt zurück zu springen, habe ich, aus nachvollziehbaren Gründen, nicht. Die Raumstation selbst beherbergte keine nennenswerten Unterhaltungseinrichtungen und die Idee einen kompletten Frachter der Gek erforschen zu können, reizt mich, auch wenn die Ladung wohl bereits geborgen ist. Ausserdem spukt mir die Information über die fremde Zivilisation in meiner Erinnerung herum.
Ich steige also in mein Raumschiff und fliege los.
Ich bin wahrlich kein großer Fan der planetenbasierten, manuellen Koordinatennavigation. Wer auch immer die HUD‘s in modernen Raumschiffen verbaut hat und dabei Nord- und Südmarken, ohne Ost- und Westmarken in den Kreiselkompass integriert hat, ist auch mit Sicherheit dafür verantwortlich, dass wir zwar Ziele über tausende von Lichtjahren ansteuern können, aber keine Autopiloten für die planetare Koordinatennavigation über ein paar 1000 Units haben.
Ich erinnere mich an die Koordinaten +62,20 +103,29. Anstatt mich also entspannt einigen Formularen für den interplanetaren Raumflug zu widmen, achte ich jetzt peinlich genau darauf nicht vom Kurs abzukommen und korrigiere ständig den Neigungswinkel und die Schubeinstellung. Mit den Formularen werde ich dann einfach einige Abendstunden verbringen, die ich sonst wohl für, allseits überschätzte, Freizeitaktivitäten genutzt hätte.
Am Absturzort der „Himmelshändler“ angekommen konzentriere ich mich auf meine Wahrnehmung. Irgendjemand, vermutlich Leute aus der Crew des Frachters, haben ganze Arbeit geleistet. Teile des Unterdecks wurden aus dem Wrack geschweißt und abgestützt in eine aufrechte Position verbracht. Die Konstruktion scheint stabil und mit Energie versorgt zu sein. Ich bin neugierig, ob ich es schaffe das Unterdeck zu betreten.
Die Öffnung des Tores der Hütte, in der ein Kurzstrecken-Teleporter sichtbar ist, wäre vlt. einen Versuch wert.